– Vermissen –

Einen Menschen zu vermissen ist ein paradoxes Gefühl. Es vereint nostalgische Trauer mit warmherziger Liebe.

Jemanden zu vermissen ist wie auf eine Postkarte aus dem Ausland zu warten. Man ist sich bewusst, dass diese Postkarte noch einen langen Weg zurücklegen muss, um bei einem anzukommen. Deshalb hat man keine andere Wahl, als Geduld zu üben. Der Gedanke daran schwebt im Hinterkopf wie eine leise Melodie. Die Gedanken kommen und gehen, während die Hoffnung darauf, sie eines Tages zu erhalten, bestehen bleibt. Ebenso wie die Sehnsucht, diese Person wiederzusehen.

Es ist wie die letzten Minuten im Zahnarztstuhl zu verbringen. Die Minuten, die an einem normalerweise immer so flüchtig vorbeiziehen, vergehen auf einmal ganz langsam dahin. Man versucht sich mit Gedanken abzulenken, in der Hoffnung, dass diese scheinbar endlosen Sekunden nun endlich schneller vorübergehen.

Jemanden zu vermissen ist kein angenehmes Gefühl, aber es ist auch nicht unangenehm. Es bereitet einem vielleicht ein kurzes Stechen im Bauch oder einen leichten Druck in der Brust. Eventuell steigen diese Gefühle dann doch bis in den Kopf und äußern sich in Form von kleinen, sanften Tränen, welche die Wange hinunterfließen.

Es fühlt sich an wie sich auf ein wichtiges Gespräch vorzubereiten. Man geht ständig durch, was und wie man etwas sagen möchte. Man verspürt eine gewisse Aufregung. Mal erscheint sie ganz leicht und andere Male raubt sie einem den Schlaf.

Jemanden zu vermissen ist wie das offene Ende eines Buches. Man stellt sich unzählige Fragen, hinterfragt, ob man alles richtig verstanden hat und findet dann doch immer noch etwas, was man hinzufügen möchte.

Es gleicht einem endlosen Spiel. Man fragt sich, wann und ob es überhaupt je endet. Trotzdem hofft man, dass es bald vorbei ist, genauso wie man hofft, eines Tages diese Person nicht mehr zu vermissen.

  • Bleib geduldig, denn mit der Zeit wird alles eines Tages sein Ende finden.

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